Wir sprechen von einer Generation, die mit den europäischen Errungenschaften und Freiheiten aufgewachsen ist und diese als selbstverständlich wahrnimmt. Sie ist jedoch auch mit einem Narrativ aufgewachsen, welches die Europäische Union als selbstherrliches Bürokratiemonster, gar als Gegenspielerin der Schweiz darstellt. Mit einem Beitritt verliere die Schweiz ihre Souveränität, ihren Wohlstand und ihre Handlungsfähigkeit, so der Tenor. In den letzten dreissig Jahren rutschte die Option des EU-Beitritts für diese Generation in die Schublade der politischen Wunschträume.
Was in dieser Debatte fehlt(e), ist die konstruktive Auseinandersetzung mit der Rolle der Schweiz in Europa. Geografisch im Herzen Europas, umgeben von EU- und EWR-Staaten, wirtschaftlich bedeutend, ist die Schweiz bereits heute eines der am stärksten in die Europäische Union integrierten Länder. Die aktuellen Verträge mit der Europäischen Union erlauben der Schweiz allerdings kein respektive nur ein beschränktes Mitspracherecht. Doch gerade für die junge Generation ist es besonders wichtig, auf europäischer Ebene mitbestimmen zu können. Dringende und hochrelevante Themen wie die Bekämpfung des Klimawandels, die Sicherung des Friedens in Europa oder die Energieversorgung können nur gemeinsam mit anderen Staaten und Gemeinschaften gelöst werden. Auch in den für die junge Generation besonders relevanten Bereichen wie Cybersicherheit, Datenschutz und Privatsphäre, Migration, Forschung oder Entwicklungszusammenarbeit ist eine gut funktionierende europäische Gemeinschaft nötig. Ein Beitritt der Schweiz würde nicht nur deren Mitentscheiden ermöglichen, sondern auch, dass die Schweiz den internationalen Standards – zum Beispiel beim Demokratieverständnis oder beim Umweltschutz – ihren Stempel aufdrücken kann. Es ist Zeit, dass die Schweiz eine aktive Rolle auf europäischer Ebene einnimmt, die politischen Entwicklungen mitgestaltet und ihrer Verantwortung gerecht wird.
Angesichts der zunehmend erodierenden bilateralen Verträge muss der EU-Beitritt wieder als ernsthafte Option diskutiert werden. Dies würde eine Debatte darüber erlauben, wie die Schweiz und insbesondere die junge Generation ihre Zukunft in Europa gestalten will. Wir müssen den jungen Schweizer:innen die Bedeutung der Schweizer Beteiligung am europäischen Projekt näherbringen – so, wie es an der berühmten Fassade an der Rue de la Loi in Brüssel steht: «The Future is Europe».