Kultur

Kultur ohne Grenzen, für eine gemeinsame europäische Kulturförderung.

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Das EU-Rahmenprogramm «Creative Europe»

«Creative Europe» ist das EU-Rahmenprogramm, das die Kulturbranche und den audiovisuellen Sektor fördert und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit unterstützt. Obwohl die europäische Kooperation für die Schweizer Kulturbranche besonders wichtig ist, ist die Schweiz seit 2014 nicht mehr bei «Creative Europe» dabei.

Hintergrund

Mit dem europäischen Rahmenprogramm «Creative Europe» werden seit 2014 die früheren Förderprogramme MEDIA und KULTUR in einem Programm vereint.

Die zwei Hauptziele des Programms sind die Wahrung, Weiterentwicklung und Förderung der kulturellen und sprachlichen Vielfalt und des Kulturerbes Europas sowie die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des wirtschaftlichen Potenzials des Kultur- und Kreativsektors, insbesondere des audiovisuellen Sektors. Zwischen 2014 und 2020 hat das Programm über 13’000 Förderungsbeiträge gewährt, Schulungen von 16’000 Kulturschaffenden mitfinanziert und 647 kulturelle Kooperationsprojekte zwischen 3’760 Organisationen in ganz Europa ermöglicht (siehe die Broschüre zum Programm Kreatives Europa 2021–2027).

Die Neuerungen im Programm der Periode 2021-2027 sollen einen Beitrag für die Erholung des Sektors leisten und die Bemühungen, sich inklusiver, digitaler und ökologisch nachhaltiger auszurichten, vorantreiben. Dafür hat die EU das Budget im Vergleich zum Vorgängerprogramm (2014-2020) mit aktuell 2.44 Milliarden Euro um zirka 50% erhöht.

Drei Aktionsbereiche

Das aktuelle Programm für den Zeitraum 2021-2027 umfasst drei Aktionsbereiche:

KULTUR

Der Bereich KULTUR fördert die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen kulturellen Organisationen und Künstler:innen, beispielsweise in den Sektoren Architektur, Musik oder Literatur.

MEDIA

Der Bereich MEDIA unterstützt die europäische Film- und audiovisuelle Industrie bei der Entwicklung, dem Vertrieb und der Förderung europäischer Werke unter Berücksichtigung des heutigen digitalen Umfelds.

SEKTORÜBERGREIFENDE

Der SEKTORÜBERGREIFENDE Aktionsbereich zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Kultur- und Kreativsektoren zu stärken, um sie bei der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen zu unterstützen und innovative Lösungen zu finden, z.B. durch die Creative Europe Desks oder das Creative Innovation Lab.

Bedeutung für die Schweiz

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Kultur- und Filmbranche ist für die Schweiz von grosser Bedeutung. Insbesondere die Ausbildungs- und Mobilitätsmöglichkeiten der Kulturschaffenden sowie die Erschliessung neuer und breiterer Publikumsschichten in Europa ist für die Wettbewerbsfähigkeit der Kultur- und Filmbranche unverzichtbar. Zudem ist die Schweiz zwingend auf europäische Kulturschaffende im Inland angewiesen: 38% der bei Schweizer Opern, Theater und in der Musikbranche angestellten Personen sind EU-Bürger:nnen (siehe Whitepaper «In Europa zuhause»).

Auf der einen Seite können Schweizer Kultur- und Filmschaffende direkt vom europäischen Rahmenprogramm profitieren. Dies zeigen die positiven Erfahrungen aus der Teilnahme der Schweiz am Programm MEDIA von 2006 bis 2013: Schweizer Filmschaffende, Produzent:innen und Filmverleiher konnten zu den gleichen Bedingungen von den MEDIA-Fördermassnahmen profitieren, wie jene aus den EU-Mitgliedstaaten. Zwischen 2006 und 2013 wurden 111 in der Schweiz ansässige Institutionen sowie gut 300 Schweizer Filmschaffende finanziell unterstützt. Zudem konnten viele Projekte und Partnerschaften während dieser Zeit erfolgreich abgeschlossen werden. Durch die Exportförderung hatten Schweizer Filme auch eine grössere Chance, im Ausland einen Verleiher zu finden. So wurden 119 Schweizer Filmprojekte aus drei Sprachregionen mit MEDIA-Unterstützung entwickelt. Und auch Schweizer Filmfestivals, beispielsweise die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur oder das Filmfestival Locarno, kamen in den Genuss finanzieller Unterstützung aus dem Programm.

Auf der anderen Seite profitieren aber auch die Konsument:innen, Besucher:innen und Zuschauer:innen direkt von der europäischen Zusammenarbeit und vom Austausch: Die Unterstützung von Filmverleihern durch MEDIA trägt beispielsweise zu einer grösseren Filmvielfalt in Schweizer Kinos bei, da mehr Filme aus europäischer Produktion gezeigt werden können, und in den vergangenen Jahren wurde die Hälfte der europäischen Kinofilme durch MEDIA unterstützt. Im Durchschnitt entscheidet sich jede:r dritte Kinobesucher:in in der Schweiz für einen europäischen Film und kann somit direkt von Creative Europe profitieren (siehe das Kreatives Europa: Informationsblatt)

Seit das MEDIA-Abkommen zwischen der Schweiz und der EU 20213 ausgelaufen ist, versucht die Schweiz mit finanziellen Ersatzmassnahmen die ausbleibenden europäischen Fördergelder zu kompensieren. Die Vorteile der Teilnahme an Creative Europe können jedoch keinesfalls nur durch nationale Lösungen und Ersatzmassnahmen kompensiert werden. Dieser Ansicht ist auch suisseculture, der Dachverband der Organisationen der professionellen Kulturschaffenden der Schweiz, der sich seit jeher für eine Wiederaufnahme der Schweiz in Creative Europe einsetzt.

Position der Europäischen Bewegung

Die Europäische Bewegung fordert eine Vollassoziierung der Schweiz an Creative Europe. Die Schweizer Kultur- und Filmschaffenden sind auf den Austausch und die Vernetzung mit ihren europäischen Nachbarn angewiesen. Die Schweiz sollte deshalb unbedingt Teil des gemeinschaftlichen Projekts Creative Europe sein, welches bedeutend zur Weiterentwicklung und Förderung der kulturellen und sprachlichen Vielfalt sowie des Kulturerbes Europas beiträgt.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist nicht nur in der Wirtschaft und Forschung von grosser Bedeutung, sondern auch in der Kultur, da dies wichtige Verbindungen zwischen den verschiedenen Gesellschaften Europas schafft. Das wirtschaftliche Potenzial und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Kulturbranche – und damit von rund 300’000 Erwerbspersonen in diesem Sektor in der Schweiz – hängen gemäss einer Medienmitteilung des Bundesamts für Statistik zu grossen Teilen von einer Teilnahme am europäischen Programm ab.

Die Schweiz ist Teil von Europa und sollte auch zum europäischen Kulturprogramm dazugehören.

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