Auch im Jahr 2021 hat uns die Covid-19 Pandemie noch stark begleitet. Zumindest in der ersten Jahreshälfte waren physische Events nur beschränkt möglich. Dennoch haben wir als Europäische Bewegung Schweiz nie damit aufgehört, uns für Normalität und Nähe einzusetzen – auch in den Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union. Es war ein aufreibendes Jahr, mit vielen Höhen und Tiefen.
Nachdem die Kündigungsinitiative im Herbst 2020 erfolgreich an der Urne bachab geschickt wurde, bereiteten wir uns mit der Kampagne für «Einen Schlüsselvertrag der Türen öffnet» optimistisch auf den nächsten Meilenstein vor: Die Verhandlungen über ein institutionelles Rahmenabkommen mussten endlich in trockene Tücher gebracht werden. Bedauernswerterweise kam alles anders. Am 26. Mai 2021 hat der Bundesrat das Abkommen im Alleingang beerdigt und hat damit den Schlüssel zu unserer europäischen Zukunft mutwillig aus dem Fenster geworfen. Die Schweiz hat damit mehr als nur an Glaubwürdigkeit verloren und die negativen Folgen zeigten sich schon kurze Zeit später.
Spätestens dieser Entscheid des Bundesrats hat die Schweizer Europapolitik vollends ins Stocken gebracht – wenn nicht gar in eine regelrechte Starre versetzt. Die Politik hat den Rest des Jahres gezögert und abgewartet. Ganz nach dem Motto: Wenn man den Problemen keine Beachtung schenkt, lösen sie sich irgendwann von allein. Wir hingegen wussten und wissen stets was wir wollen. Eine europäische Zukunft – für uns und für kommende Generationen; eine vertiefte Integration der Schweiz in Europa, mit Mitspracherecht und vollem Zugang zum EU-Binnenmarkt sowie die vollständige Assoziierung an die europäischen Kooperationsprogramme. Und das alles aus einem simplen Grund: Wir sind Europäer:innen.
Dass wir Europäer:innen sind ist Teil unserer DNA. Um unsere europäischen Ambitionen zu unterstreichen und die Bewegung noch sichtbarer zu machen, haben wir im Mai 2021 eine Namensänderung von Nebs zu «Europäische Bewegung Schweiz» vorgenommen. Im Zentrum stehen ganz einfach die Bewegung und Europa.
Wir bleiben in Bewegung. Wir wollen vorwärts gehen. Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Unterstützung und freue mich darauf, dieses europäische Engagement an Ihrer Seite fortzusetzen.
Eric Nussbaumer
Präsident
Das Jahr 2021 war ein Jahr des Wandels, sowohl intern als auch extern. Nach der Erneuerung des Präsidiums im Herbst 2020 wurden eine Namensänderung und eine Statutenänderung eingeleitet, die beide von der Generalversammlung im Mai mit grosser Mehrheit angenommen wurden. Seitdem hat die Europäische Bewegung Schweiz eine neue visuelle Identität angenommen, die sich an jener der Europäischen Bewegung International orientiert.
Die Namensänderung fiel auch mit einem Wechsel auf der Leitungsebene des Generalsekretariats zusammen: Nach jahrelangem Engagement trat Lukas Wegmüller von seinem Posten als Co-Generalsekretär zurück. Seit Anfang Mai 2021 wird Generalsekretär Raphaël Bez von Janina Aeberhard, stellvertretende General-sekretärin, unterstützt.
Darüber hinaus, nahm das Sekretariat die Erneuerung der Mitglieder-Datenbank in Angriff. Nach rund zehn Jahren war es an der Zeit, auf eine Software umzusteigen, die mit der heutigen Technologie Schritt halten kann.
Und auf externer Ebene? Der Abbruch der Verhandlungen über ein institutionelles Rahmenabkommen durch den Bundesrat hat enttäuscht, irritiert und schockiert. Von einem Tag auf den anderen wusste niemand mehr, wie es weitergehen sollte. Alle waren fassungslos und unfähig, den nächsten Schritt zu machen.
Die Überlegungen zu den künftigen Aktionen der Europäischen Bewegung – insbesondere die Frage, ob eine Volksinitiative lanciert werden sollte oder nicht – nahmen viel Zeit und Energie in Anspruch. Sie ermöglichten es jedoch, mit vielen Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft (wieder) in Kontakt zu treten. Trotz dieser Unsicherheiten setzten sich das Sekretariat und die Sektionen weiterhin für eine offene und konstruktive Debatte über die Rolle und den Platz der Schweiz in Europa ein.
Die Europatagung am 27. November war der Höhepunkt des Jahres: eine Grossveranstaltung, die reich an hochwertigen Beiträgen, Diskussionen, Begegnungen und Austauschmöglichkeiten war.
Die Europäische Bewegung wusste und weiss, wohin die Reise gehen soll: zu mehr europäischer Integration, zu einer vollen Beteiligung der Schweiz an der Europäischen Union, zu einem geeinten, föderalen, souveränen und demokratischen Europa.
So haben wir es immer wieder betont: Die Zeit der ewigen Bastelei ist vorbei, lasst uns Integrationsmodelle diskutieren, die dreissig europäische Staaten zufriedenstellen – die Teilnahme am Europäischen Wirtschaftsraum und die Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union. Mehr denn je sollten wir mit den Tabus brechen – Europa ist der Schlüssel zu unserer Zukunft!
Raphaël Bez, Generalsekretär
Janina Aeberhard, Stv. Generalsekretärin
Die Aufgabe des Vorstands ist die Führung der Europäischen Bewegung Schweiz. Dabei stehen Fragen zur Ausrichtung und Organisation sowie der Kommunikation im Vordergrund. Der Vorstand der Europäischen Bewegung tagt in der Regel während den Sessionen der eidgenössischen Räte und hält pro Jahr eine Retraite ab. 2021 hat sich der Vorstand zu insgesamt drei ordentlichen Sitzungen und einer ganztägigen Retraite in Bern getroffen.
Im Jahr 2021 waren folgende Personen Mitglieder des Vorstands: Eric Nussbaumer (Präsident), Sibel Arslan, Roland Fischer, Vincent Maitre, Claude Nicati, Chantal Tauxe und Sebastian von Graffenried (Vizepräsidium), Franz Hostettler (Kassier), sowie Matthias Bertschinger, Dominik Elser, Sarah Fuchs, Barbara Geiser, Ariane Lienert, Olivier Marcoz, Laura Sadis, Nenad Stojanovic, Sebastiano Traina und Florentin Weibel. Die young european swiss I yes war durch ihre Präsidentin, Cécile Kessler, und ihre Generalsekretärin, Noemi Steiner (Januar) bzw. Marcela Gisler (ab Februar), im Vorstand vertreten.
Zweck der Politischen Kommission ist es, qualitativ hochwertige Informationen und Analysen zur Europapolitik sowohl für den Vorstand und dessen strategische Arbeit als auch für das Sekretariat und dessen operative Arbeit zu erarbeiten. 2021 hat sich die Politische Kommission zu insgesamt zwei Sitzungen in Bern und online getroffen.
Im Jahr 2021 waren folgende Personen Mitglieder der Politischen Kommission: François Cherix (Präsident), Mario Carera, Ralph Friedländer, Gret Haller, Martin Naef, François Nordmann, Jean-Claude Richard, Hanspeter Tschäni und Maurice Wagner. André von Graffenried trat Anfangs 2021 aus der Politische Kommission aus.
Die Kontrollstelle ist das Überwachungs- und Schlichtungsorgan der Europäischen Bewegung. Sie überprüft die Buchhaltung, die Bilanz und die Erfolgsrechnung, und erstattet der Generalversammlung darüber Bericht. Mitglieder der Kontrollstelle waren im Jahr 2021 Corina Gall, Samuel Huber, Guillaume Kayser und Bruno Schenk.
Das Sekretariat kümmert sich um die Koordination aller operativen Aktivitäten der Europäischen Bewegung. Im Jahr 2021 bestand es aus den Co-Generalsekretären Raphaël Bez und Lukas Wegmüller (bis April) sowie Janina Aeberhard (Stv. Generalsekretärin ab Mai) und einem Team von wechselnden Stagiaires: Amal Osman und Alana Rainone (bis Februar), Zachariah Aebi (März-August) und Marc-Olivier Reber (ab März), Justine Hayoz und Anja Betschart (ab September) sowie Fabian Schmid (bis Februar) und Jelena Apelt (ab März).
Unterstützt wurde das Sekretariat zudem durch die Buchhalterin Esther Hulliger, die Fundraising-Expertin Sibylle Grosjean, die Lektoren Toni Koller und Pierre Alain Seiler, sowie die Agentur Spinas Civil Voices.
Das Rechnungsjahr 2021 war einerseits nochmals durch die Corona-Pandemie geprägt, aber natürlich noch wesentlich entscheidender durch das bundesrätliche Versenken des Rahmenabkommens.
Es konnten mehr Mitgliederbeiträge (brutto CHF 227‘115.- gegenüber CHF 197‘150.- im Vorjahr) eingenommen werden. Dafür gingen die Spenden zurück auf CHF 186‘997.44 gegenüber CHF 201‘447.- im Vorjahr. Das Total Mitgliederbeiträge/Spenden verbesserte sich um rund CHF 15‘000.- auf CHF 414‘112.44 (Vorjahr: CHF 398‘597.-). Interne Hauptprojekte waren der Namenswechsel und die Datenbankerneuerung. Diese steht 2022 vor dem Abschluss. Für die Bearbeitung der neuen politischen Ausgangslage musste die Europäische Bewegung eine alternative Strategie entwickeln. Dafür konnte sie Mittel aus dem Fonds Friedrich einsetzen. Die Entnahme betrug CHF 40‘000.-.
Dies war auch deshalb gerechtfertigt, weil 2020 aus dem Fonds Friedrich keine Entnahme gemacht wurde (2019: CHF 18‘199.35) und im September 2021 die Schlusszahlung aus dem Vermächtnis von Rudolf Friedrich erfolgte (CHF 48‘945.-).
Damit konnte der deutlich gesteigerte Aufwand (CHF 471‘742.71 gegenüber CHF 438‘985.71 im Vorjahr) weitgehend aufgefangen werden. 2021 resultiert somit ein Verlust von CHF 3‘500.67 (Vorjahresverlust: CHF 703.95). Budgetiert war ein Verlust von CHF 1‘910.-. Der Verlust wird dem Eigenkapital belastet. Dieses nimmt per 31. Dezember 2021 auf CHF 17‘665.09 (Vorjahr: CHF 21‘165.76) ab.
Die Fonds, welche zweckbestimmt für Projekte zur Verfügung stehen, weisen per 31. Dezember 2021 einen leicht höheren Bestand von CHF 269‘099.36 (Vorjahr: CHF 257‘214.11) auf.
Die Europäische Bewegung ist in der Lage, die aktuellen Herausforderungen finanziell zu meistern. Trotzdem werden die Bemühungen, die finanzielle Lage zu verbessern, weitergeführt. Im Vordergrund stehen weitere Massnahmen im Zusammenhang mit dem Fundraising.
Im Februar fand ein erfolgreicher virtueller Europaabend statt. Im ersten Teil konnten die Teilnehmenden im Rahmen einer Open Library mehr über die Europäische Bewegung Schweiz erfahren. Das Generalsekretariat und der Vorstand haben die vielfältigen Aufgabenfelder präsentiert und es entstand ein spannender Austausch. Im zweiten Teil diskutierten die Nationalrätinnen Christa Markwalder, Céline Widmer und Marie-France Roth Pasquier, sowie Ständerätin Lisa Mazzone über die Frage «Die EU aus Sicht der Schweiz: Realität oder Mythos?»
Die ordentliche Generalversammlung der Europäischen Bewegung fand am Samstag, 8. Mai 2021 im Hotel Kreuz in Bern statt. Aufgrund der Pandemiesituation wurde die Generalversammlung erstmals in hybrider Form durchgeführt. Vor Ort waren lediglich die Redner:innen, während die Mitglieder per Zoom zur Veranstaltung hinzugeschaltet waren und auch direkt über dieses Tool an den Abstimmungen teilnehmen konnten. Das war eine neue Erfahrung für uns, aber es hat erfreulicherweise alles ohne grössere Pannen funktioniert. Im Rahmen des Europäischen Nachmittags hatten wir die Gelegenheit für einen spannenden Austausch mit S.E. Petros Mavromichalis, Botschafter der Europäischen Union in Bern, über die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU. Anschliessend fand eine Diskussionsrunde mit den Parlamentarier:innen Sibel Arslan, Damien Cottier, Roland Fischer und Marie-France Roth Pasquier zur Frage «Schweiz-EU, wie weiter?» statt.
Im Herbst fand die traditionelle «Europatour» durch die Schweiz satt. Ziel dabei ist es, zwischen August und November in möglichst vielen Regionen der Schweiz Anlässe mit europapolitischem Bezug zu organisieren. So fand beispielsweise ein Austausch mit Franziska Roth (Nationalrätin SP/SO) in Solothurn statt, die Sektion Ostschweiz brachte den Leuten Europa mit einer Standaktion in St. Gallen näher, in Zürich wurde mit Prof. Astrid Epiney (Rektorin der Universität Freiburg) intensiv über das Thema Gleichstellung in der Europäischen Union diskutiert, in der Waadt fand ein «Déjeuner européen» mit Luciana Vaccaro (Rektorin der Fachhochschule Westschweiz HES-SO) statt, in Bern hat die Sektion zusammen mit der Vereinigung Die Schweiz in Europa eine Veranstaltung anlässlich des Verfassungstags vom 12. September organisiert, und erstmals machte die «Europatour» auch einen Halt im Graubünden, wo wir Jon Pult (Nationalrat SP/GR) begrüssen durften.
Ab der Herbstsession war das Bundeshaus auch für Besucher:innen wieder zugänglich. Das liessen wir uns nicht nehmen und organisierten in der Herbst- und in der Wintersession je einen Besuch für die Mitglieder der Europäischen Bewegung. Nach einer coronabedingten Pause im 2020 stiessen diese beiden Anlässe auf grosses Interesse. Neben einem stündigen Besuch auf der Zuschauertribüne des Nationalrats und einer Führung durch die Kuppelhalle, hatten die Mitglieder auch die Gelegenheit, den beiden Nationalräten Damien Cottier und Eric Nussbaumer die drängendsten Fragen zu stellen. Das jeweils anschliessende Apéro bot Raum und Zeit für einen angeregten Austausch.
Am 27. November diskutierten wir an der grossen Europatagung in Bern über Europa und die Zukunft der Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU. Ziel war es, in der Schweiz eine Diskussion über die Zukunft Europas zu ermöglichen und damit an die laufende Konferenz zur Zukunft Europas anzuknüpfen. Natürlich wurde die Gelegenheit auch genutzt, um die nächsten Schritte in den Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union zu analysieren. Auf dem Programm standen spannende Referate, unter anderem von Pascal Couchepin, MdEP Gwendoline Delbos-Corfield, Avenir-Suisse-Direktor Peter Grünenfelder und Roger de Weck, sowie interessante Diskussionen mit namhaften Persönlichkeiten, wie dem österreichischen EU-Parlamentarier Lukas Mandl, der politischen Philosophin Katja Gentinetta, Zürcher Regierungspräsidentin Jacqueline Fehr und S.E. Petros Mavromichalis, EU-Botschafter in der Schweiz und Liechtenstein. Die Tagung war ein voller Erfolg.
Im Jahr 2021 wurden sieben Pressemitteilungen veröffentlicht. Die Europäische Bewegung trat vor allem mit der Kampagne für den Schlüsselvertrag, anlässlich der Generalversammlung (einschliesslich Namensänderung) sowie der Europatagung in den Medien auf (u.a. Le Temps, SRF, Le Matin, BaslerZeitung, Handelszeitung).
Die beiden parallelen Formate wurden weitergeführt. Insbesondere bei umstrittenen Themen kamen im Jahr 2021 im «That’s Europe» vermehrt auch gegensätzliche Positionen vor, womit eine möglichst breite Übersicht über die behandelten Themen ermöglicht werden sollte. 12 Newsletter und 11 That’s Europe sind im Jahr 2021 insgesamt erschienen.
Auch im Jahr 2021 erschien das Magazin europa.ch im Juni als auch im November. Die erste Ausgabe widmete sich den grossen Herausforderungen für Europa und enthielt ein spannendes Interview mit Thérèse Blanchet, Rechtsberaterin und Direktorin des Juristischen Dienstes des Europäischen Rates und des Rates der Europäischen Union. In der zweiten Ausgabe drehte sich alles um die europäischen Werte und alt Bundesrätin Ruth Dreifuss erklärte im Interview unter anderem, warum die europäischen Werte zu gemeinsamem Handeln führen müssen. Die Auflage beträgt nach wie vor 2’700 Exemplare auf Deutsch und 1’700 auf Französisch. Aufgrund der Pandemie wurde nur die Ausgabe 2/2021 des Kalenders der slowenischen EU-Ratspräsidentschaft veröffentlicht.
Die Präsenz der Europäischen Bewegung in den Sozialen Medien (@europCH ab Mai) konnte weiter verstärkt und ausgebaut werden. Insbesondere auf Instagram wurden neue Formate, wie etwa das «EUfactCHecking», «Euro Weekly Update» und «Women/Youth in Europe», eingeführt. Damit kann die Europäische Bewegung auch gegenüber ihren jüngeren Mitgliedern zielgerichtet kommunizieren und ihre Sichtbarkeit verbessern. Eine grosse Anzahl von Vorträgen wurde zudem aufgezeichnet und auf YouTube zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen der Diskussionen um das institutionelle Rahmenabkommen hat sich die Europäische Bewegung Schweiz klar dafür ausgesprochen, weil es die Sicherung des bilateralen Wegs und eine weitere europäische Integration der Schweiz gewährleistet hätte. Die Europäische Bewegung hat das Rahmenabkommen stets als das bezeichnet, was es war: Ein Schlüsselvertrag für die Zukunft der Schweiz! Ein Vertrag, der Türen öffnet, zu guten Wirtschaftsbeziehungen, zu starker Forschungskooperation, zu Bildungsmobilität für junge Menschen und zu Zusammenarbeit in wichtigen Fragestellungen (z.B. Klimaschutz und Digitalisierung). Im März wurde eine Petition lanciert, mit der über 1’800 Unterschriften für den Schlüsselvertrag gesammelt werden konnten. Dazu haben wir auch eine Aktion im Parlament während der Frühlingssession organisiert. Bis Ende Mai lief auch eine intensive Kampagne auf den Social-Media-Kanälen.
Im Herbst wurde eine grosse Europaumfrage lanciert, um Feedback aus der Community zu Ideen für politische Vorstösse und mögliche Volksinitiativen abzuholen. Das Scheitern des Rahmenabkommens war für viele Europäer:innen ein grosser Frust. Deshalb ging die Europäische Bewegung unter dem Motto «Wir sind ganz Ohr» bei den Menschen auf Tuchfühlung: Was sollen wir nun tun? Wäre eine Initiative für einen Beitritt der Schweiz zur Europäischen Union richtig, weil das der einzige Weg ist, um tatsächlich mitreden und souverän sein zu können? Wäre ein Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum besser, weil es ein Mittelweg zwischen Alleingang und EU-Beitritt ist? Oder wäre eine Initiative für eine sektorielle Teilnahme am europäischen Binnenmarkt am vielversprechendsten? Über 1’000 Menschen haben an der Umfrage teilgenommen und uns ihr Feedback zu unseren Überlegungen gegeben. Als Belohnung gab es einen «In Europa Zuhause»-Sticker, der nun hoffentlich auf vielen Handys, Laptops und Büromappen klebt.
Die Europäische Bewegung führt das Sekretariat der parlamentarischen Gruppe «Schweiz-EU». Während der Herbstsession konnte eine Veranstaltung mit Frau Staatsekretärin Livia Leu und Patrick Dümmler von Avenir Suisse stattfinden, welche von ca. 30 Parlamentarier:innen besucht worden ist. Thema waren der aktuelle Stand der Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU. Die parlamentarische Gruppe «Schweiz-EU» wird von Nationalrat Fabian Molina (SP/ZH), Nationalrätin Doris Fiala (FDP/ZH) und Ständerätin Lisa Mazzone (Grüne/GE) präsidiert.
Alle zwei Jahre wird der «Europapreis» an eine Personverliehen, die zur Förderung der europäischen Idee in der Schweiz beigetragen und gleichzeitig die Debatte über die Rolle und den Platz der Schweiz in Europabereichert hat. 2021 ging dieser Preis an Joseph Deiss, ehemaliger Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen und ehemaliger Bundespräsident.
Wie bereits im Jahr 2020 waren auch dieses Jahr die Aktivitäten der der young european swiss | yes stark durch die Covid-19-Pandemie beeinträchtigt. Der digitale Raum erlaubte es aber, über die Grenzen hinweg enge Kontakte mit Sektionen der Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) zu knüpfen. So begann die yes das Jahr mit dem Anlass «The Brexit Treaty – a model for Switzerland?», organisiert in Zusammenarbeit mit dem Young European Movement UK. Die yes wollte mit diesem Anlass auf die Unterschiede zwischen der Schweiz und dem Vereinigten Königreich und auf die Bedeutung des Institutionellen Abkommens (InstA) aufmerksam machen. Nach dem Abbruch der Verhandlungen über das InstA machte sich die yes öffentlich für einen Beitritt der Schweiz zur Europäischen Union als einzige Alternative stark. Die yes konnte im Anschluss einen starken Mitgliederzuwachs verbuchen.
Die enge Zusammenarbeit mit den JEF-Sektionen setzte die yes auch als Mitglied der JEF Oberrhein fort und organisierte im August den zweiten Oberrheintag in Basel. Dreissig junge Leute aus der Schweiz, Frankreich und Deutschland erlebten ein geselliges Wochenende und konnten am Dreiländereck die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hautnah erleben. Im Rahmen der JEF Oberrhein publizierte die yes das Magazin «Grenzenlos», organisierte mehrere trinationale Apéros und war Teil der «Strassburger Gespräche», einem dreitätigen grenzüberschreitenden Seminar in Strassburg.
Zum zweiten Mal nach 2020 wurde das Flaggschiff-Projekt der yes, die «Challenge-Europe» Studienreise nach Strassburg und Brüssel, als mehrtägiges Seminar in der Schweiz durchgeführt. Unter dem Titel «Mittendrin und doch nicht ganz dabei» brachte die yes rund 30 top motivierten Teilnehmenden das Verhältnis der Schweiz zur Europäischen Union näher. Durch Präsentationen von hochkarätigen Gästen, Workshops und Institutionsbesuche erlangten die Teilnehmenden ein besseres Verständnis über die Beziehung der Schweiz zu ihren europäischen Nachbarn und den damit verbundenen politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Fragestellungen.
Als besonderes Highlight konnte die yes dieses Jahr Jean-Claude Juncker, ehem. Präsident der EU-Kommission, für eine Veranstaltung gewinnen. Er referierte zu den Beziehungen Schweiz-EU, stellte sich den Fragen der Teilnehmenden und resümierte: «Die Schweizer Politik sollte auf die yes hören!»
Die Sektionen Basel, Bern, Genf, Neuenburg, Ostschweiz, Tessin, Waadt sowie Zürich sind das Rückgrat der Europäischen Bewegung Schweiz.
Darüber hinaus gibt es regionale Gruppen ohne formelle Vereinsgründung in den Kantonen Aargau und Wallis, und es wurde der Versuch für eine regionale Gruppe in Solothurn gestartet sowie eine erste Veranstaltung im Kanton Graubünden organisiert, zusammen mit der Sektion Ostschweiz.
Die Sektionen organisieren in ihrem jeweiligen Sektionsgebiet eigene Veranstaltungen und Events, und werden von eigenen Vorständen und Präsidien getragen. Für die Europäische Bewegung sind diese regionalen Vertretungen von grosser Wichtigkeit, weil sie den direkten Kontakt zu den Mitgliedern pflegen.
Im Jahr 2021 waren folgende Personen im Präsidium den Sektionen: Anne Carron-Cescato (Genf), Axel Marion (Waadt), Louise Gauthier (Neuenburg), Sarah Wyss (Basel – neu), Alec von Graffenried (Bern), Jacques Ducry (Tessin), Yves Baer und Nicole Nickerson (Zürich), sowie Fredy Lüchinger (Ostschweiz).
Das Generalsekretariat unterstützt die Sektionen auf vielfältige Weise und bewirbt beispielsweise die Veranstaltungen über Versände, die Website und die offiziellen Social-Media-Kanäle. Im Jahr 2021 fanden zwei Koordinationssitzungen zwischen den Sektionen und dem Generalsekretariat statt. Ausserdem wurde den Sektionen «latines» ein zusätzlicher Austausch über Zoom angeboten.
Die Schweiz ist durch ihre Lage im Herzen Europas eng mit ihren Nachbarländern verflochten. Das Gleiche gilt auch für die Europäische Bewegung Schweiz als Sektion der Europäischen Bewegung International (EMI) sowie der Union der Europäischen Föderalisten (UEF).
Mitglieder der Europäischen Bewegung nahmen an den online UEF-Treffen im März, Juli, September und Dezember teil. Raphaël Bez vertrat die Europäische Bewegung im UEF-Vorstand (10 online Sitzungen) – er wurde am UEF-Kongress im Juli für eine weitere Amtszeit wiedergewählt. Raphaël Bez und Janina Aeberhard nahmen an den zwei online Treffen des EMI im Mai und Dezember teil.
Darüber hinaus wurden die Kontakte zu den Europäischen Bewegungen Deutschland und Österreich verstärkt. Sabine Radl, Generalsekretärin der EBÖ, nahm an der Europatagung in Bern teil. Bernd Hüttemann, Generalsekretär der EBD, reiste am 19. November zu einem Arbeitsbesuch nach Bern.
Die Europäische Bewegung ist Teil der Plattform Schweiz-Europa (PSE). Die PSE ist ein Koordinationsorgan für die proeuropäischen Kräfte, welches hilft, die Kräfte der verschiedenen Organisationen zu bündeln. Als Vertreter der Europäischen Bewegung fungierte Lukas Wegmüller (bis April) und Raphaël Bez (ab Mai) als Vizepräsident und Kassier. Das Sekretariat der PSE wird durch ein Mandat bei der Europäischen Bewegung sichergestellt. Im Jahr 2021 hat sich den Vorstand der PSE ca. 10-mal getroffen. Eine Generalversammlung fand im Juli statt.
Darüber hinaus erlaubt das Engagement in der Allianz «stark+vernetzt» von economiesuisse der Europäischen Bewegung wichtige Kontakte zu pflegen und insbesondere im Bereich von wirtschaftlichen Partnern auszubauen. Ein nationales Koordinationstreffen fand im Juli 2021 in Bern statt. Raphaël Bez und Janina Aeberhard haben sich auch im Rahmen einer kleineren Arbeitsgruppe stark engagiert.
Seit März 2019 hat Raphaël Bez Einsitz im Rat der Fondation Jean Monnet pour l’Europe (in Lausanne) Einsitz. Der Rat konnte sich im Jahr 2021 wegen der Pandemie nicht treffen.